Ich sitze im Zug
auf der Rückfahrt eines sehr schönen und für mich absolut neuen Trips. Wie
immer auf langen Zugfahrten mit einer mich nicht gerade tangierenden Landschaft
starre ich verloren in selbige, auf der Suche nach ungewöhnlichen Dingen. Ich
nehme mich dabei anscheinend für so wichtig, als wenn sich nur für mich die
gesamte Umgebung schlagartig und sei es auch nur kurz verändern würde. Nach der
letzten Woche hatte ich mir eigentlich vorgenommen, die Grundstimmung meiner
Beiträge hier ein wenig zu heben, doch versuche ich das exzessiv, geht das in
die komplett andere Richtung.
Zum Thema zurück:
Auch nach einer weiteren Stunde des Rausstarrens ändert sich nichts. Schon
witzig, wie machtlos wir eigentlich sind, was so gewöhnliche und alltägliche
Dinge betrifft. Immer lebensverändernde Entscheidungen treffen (müssen/wollen),
sich aber nicht für eine Eissorte entscheiden können. Das muss mir bei
Gelegenheit mal jemand genauer erklären.
Anstatt sich in
den ICE zu setzen, habe ich mich bewusst für die „Bummelbahn“ entschieden, die
locker 2 Stunden länger unterwegs ist und mit mehrfachem Umsteigen verbunden
ist. Wer sieht schließlich bei 200 Sachen noch genug, um überhaupt behaupten zu
können, versucht zu haben, Veränderungen außerhalb des Zuges wahrnehmen zu
wollen. Ich nehme mir die Zeit dafür. Vielleicht auch, weil ich sie im Moment
einfach habe, vielleicht aber auch aus dem Grund, dass ich einige Dinge im
Moment immer mehr hinterfrage.
Ich frage mich,
ob ich meine Prioritäten richtig setze, ob ich „normal“ bin, ob ich in diesen
riesen Komplex von Gesellschaft reinpasse oder überhaupt reinpassen möchte.
Doch beim Versuch „normal“ zu sein fällt mir auf, dass ich anscheinend für mein
komplettes Umfeld noch ungewöhnlicher wirke. Ich versuche ganz bewusst Dinge
wahrzunehmen, doch das ist noch viel anstrengender und auffälliger, als halb
„pennend“ im Zug vor sich hin zu vegetieren. Dabei hatte ich immer das Gefühl,
es wäre so kräftezehrend, so viel zu verpassen und somit den Drang in sich zu
haben, alles sehen zu wollen und vor allem zu müssen. Im Nachhinein will ich
aber selbst bestimmen, was ich muss und was ich getrost sein lassen kann.
Brauchen wir
nicht wirklich nur dieses eine Leben? Reicht das nicht? Warum wünschen sich
dann so viele noch mindestens eins mehr? Vielleicht übersehe ich da etwas, aber
aus meiner Sicht reicht es doch vollkommen, ein zufriedenes Leben zu führen,
mit Menschen um sich, die auch mal zwischen den Zeilen lesen und mit
demjenigen, der einem morgens über die Wange streichelt, bevor er zur Arbeit fährt.
Bevor das hier in
einer Eskapade von Kitsch endet, lieber zurück zur Aussage:
Gibt man jemandem
die Hand, greift er sich gleich den gesamten Arm. So gerne möchte ich in den
Gesprächen meiner Mitfahrer auch nur einmal ein positives Wort hören, Zufriedenheit
und vor allem nicht dieses ewige „Herumgejammere“. Schätzt doch einfach mal,
was ihr habt, was ihr „euer“ nennen könnt und seid doch nur einmal am Tag
zufrieden damit.
Mein nächstes
Ziel und verdammt schwierig: Makel von anderen ertragen, nicht sofort die Beine
in die Hand nehmen und abhauen. Dann fangen wir doch gleich mal damit an:
Entspannt zurücklehnen, Blick nach draußen, tief durchatmen und sich darüber freuen, dass die
Leute überhaupt reden, ihre Familien anrufen und ihre Gefühle nach außen
kehren. Stehen wir einfach mal drüber und beachten den Inhalt nicht. Das zählt
in die B-Note und die berücksichtige ich eh nie.
Wäre es doch nur
so leicht. Ich könnte fast ausrasten. Aaaaaaaah. „Richtige Probleme kennt ihr
anscheinend nicht!“ schießt es aus mir raus und ich werde knallrot, als ich
merke, dass der halbe Zug mich anstarrt. „Ist doch so“, beruhige ich mein
Gewissen. Die letzten Wochen waren ebenfalls der Horror für mich, doch ich
schätze, dass ich jemanden an meiner Seite weiß, der auch nur annähernd versucht,
mich das Ignorieren zu lassen. Ändern kann ich es eh nicht mehr. Deshalb rege
ich mich aber noch lange nicht darüber auf, dass der Brokkoli im Aldi jetzt 2
Cent teurer geworden ist oder der Nachbar mich im Flur heute Morgen schief
angeguckt hat. Ihr könnt vielleicht Probleme haben.
„Alles
angeschossene Tiere, genau wie ich. Ach man sieht doch das Leben vor lauter
Leben nicht.“ Bosse
Ich finde auch das gerade die Menschen ohne "echte" Probleme am meisten jammern ...
AntwortenLöschenSie wissen sich selbst und alles um sie herum gar nicht zuschätzen, dabei sind es doch immer die kleinen Dinge die einen glücklich machen ...
Naja was soll´s - man muss ja schließlich nur mit sich selbst für immer leben ;)
Ja, so ist das. ;)
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Claudia