Nach Greifswald zu ziehen war und ist für mich eine Art Weglaufen.
- Aus den Augen, aus dem Sinn. -
Probleme, ungelöste Konflikte, man selbst.
Das funktioniert eine Zeit lang verdammt gut. Alles ist neu, man bildet sich ein, so viel anders machen zu können. Man ist so mit dem Einrichten der Wohnung, den Behördengängen und anderen Kleinigkeiten beschäftigt, dass man überhaupt keine Zeit hat, sich den Kopf über sich selbst, seine persönlichen Baustellen oder vergangene Konflikte zu zerbrechen. Bis man dann eines Abends alleine auf seiner Couch sitzend, nicht wissend wohin mit sich, in Gedanken versinkt und sich fragt:
"Was, außer die äußeren Umstände ist eigentlich anders, als sonst?"
Vor allem kann man weglaufen. Man kann Umziehen, Auswandern, sich in Arbeit stürzen, im Leid anderer aufgehen, doch wird es dann einmal ruhig um sich selbst, hat man gar keine andere Wahl, als sich den Gedanken, den Selbstzweifeln, den Stimmen im Kopf, hinzugeben.
"Vor allem kannst du weglaufen, aber nicht vor dir selbst."
Man klammert sich an Momente, geht in ihnen auf, genießt sie. Alles andere ist egal, Hauptsache sie geben einem ein gutes Gefühl. Kein Gedanke wird an den Sinn dahinter verschwendet. Keiner fragt, ob dieser Kontakt, dieser Moment, diese Situation, Substanz besitzen. Und schon gar nicht man selbst.
Liegt die Lösung all seiner Probleme auch noch so nah, ist es noch so offensichtlich, wie man sich selbst aus dem Schlamm zieht - So lange man sich an die Momente klammert und in ihnen aufgeht, sich darin verschwendet, steht gar nicht zur Debatte, sich jemals auch nur minimal zu ändern...